
Am Bahnhof "gare de voyageurs" in Yaoundé grosses Hallo und Durcheinander. Menschen bepackt mit Säcken, Koffern, Taschen. Auch wir stellen unsere Koffer in die Wartereihe. Sie vertreten uns. Wir können noch schnell zum Fleischimbiss "Mai-nama" gehen, um etwas Stärkung für 18 Stunden Zugfahrt zu uns zu nehmen. Dann kommen wir zurück und - die Koffer sind weg! Schreckmoment. Wir erblicken Negou, den Wächter, gehen mit Fragen auf ihn zu, er beschwichtigt. Nein die Koffer seien schon gut in unserem "Zimmer" verstaut. Kostet etwas extra dieser Dienst, aber ist ok. Wir essen unser Fleisch im Wartesaal unter eisiger Klimaanlage. Dann geht es in den Zug, über den erhellten Bahnsteig: Abteil A1: Ein Stockbett, ein Waschbecken aus Inox, das Wasser funktioniert. Blaue Vorhänge erinnern mich an den D-Zug meiner Kindheit. Der Zug ist in die Jahre gekommen, nachts ruckelt er über die holprigen Schienen, die Stoßdämpfer kaum vorhanden. Wir halten uns an den Stangen fest auf dem Weg ins Restaurant. Hoffen auf einen Drink. Die Bedienung in hellblauem Dress, Schürze. Sie hat sich rosa Lippenstift aufgelegt, ein bisschen viel für meinen Geschmack. Ein gestärktes Tischtuch auf dem Tisch. Ein Mann schlängelt sich an uns vorbei. In Jeansjacke und Silberkette um den Hals. Die anderen Gäste starren ihn an und murmeln: "Ca va l´Americain ?" Er fletzt sich in eine Ecke, die Schuhe auf dem Polster, holt sein handy heraus und starrt auf den Bildschirm. Ein Actionfilm, wie die Lautstärke vermuten lässt. Ein fliegender Händler mit Plastikkorb bietet uns Zahnbürsten, Nervensalbe und Ohrenstäbchen an, was man eben so braucht in einem Nachtzug quer durch Kamerun. Das Getränk kommt nicht, wir gehen zurück ins Abteil, strecken uns auf der Liege aus. Es rüttelt uns in den Schlaf.
Der Zug schnauft durch die Wälder, zieht vorbei an Feldern, Grasland und Dörfern fährt er nach 18 Stunden in der Stadt Ngaoundéré im Nordosten Kameruns ein.
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